Zuletzt aktualisiert am 10. Oktober 2022

Demenz

Eine Demenz ist eine fortschreitende Erkrankung des Gehirns, deren Folge eine Abnahme der Hirnleistung ist. Sie zeigt sich vor allem in einer Beeinträchtigung der kognitiven Funktionen, wie z. B. Gedächtnis, Sprache, Erkennen und Orientierung. Die betroffenen Menschen sind dadurch in ihren alltäglichen Aktivitäten erheblich eingeschränkt.

Informationen und Hintergrund

Die Begriffe „Demenz“ und „Alzheimer“ werden fälschlicherweise oft synonym verwendet. Demenz ist hingegen ein Sammelbegriff für zahlreiche unterschiedliche Erkrankungen, welche den Verlust geistiger Fähigkeiten und Funktionen zur Folge haben.

Aktuell leiden von den derzeit 1,8 Millionen Demenzkranken in Deutschland zwei Drittel an einer Alzheimererkrankung. Alzheimer ist damit die häufigste Form der Demenz.1

Formen einer Demenz

Mindestens 6 Monate andauernde und zunehmende Störungen der Gedächtnisleistung und des Denkvermögens, Wesensveränderungen, Orientierungsprobleme, Sprach- und Aufmerksamkeitsbeeinträchtigungen sowie fehlendes Urteilsvermögen sind typische Symptome von Demenzerkrankungen.

Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Demenzformen, die, ausgehend von ihrer Ursache, in zwei Hauptgruppen eingeteilt werden: primäre und sekundäre Demenzformen.

Primäre Demenzformen

Sie machen den Hauptanteil der Demenzerkrankungen aus. Die Beeinträchtigungen sind hier auf direkte hirnorganische Schädigungen zurückzuführen. Die entstandene Schädigung ist bleibend und nicht mehr umkehrbar.

Die Alzheimererkrankung ist die am häufigsten vorkommende primäre Demenz. Außerdem werden vaskuläre (gefäßbedingte) Demenzerkrankungen, Mischformen von Alzheimer- und vaskulärer Demenz sowie selten vorkommende Formen wie die Lewy Körperchen Demenz, die Frontotemporale Demenz (Pick-Krankheit) und die Creutzfeld-Jakob Demenz zu den primären Formen gezählt.

Sekundäre Demenzformen

Tritt die Demenz infolge einer anderen Erkrankung auf, wird sie den sekundären Formen zugeordnet. Im Gegensatz zur primären Form kann bei Behandlung der Grunderkrankung eine Besserung der Demenzsymptomatik erzielt werden. Hirntumore, Depressionen, Stoffwechselerkrankungen, Alkoholabusus und die Parkinson-Erkrankung können ursächlich für eine sekundäre Demenz sein.

Risikofaktoren

Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, an einer Demenz zu erkranken, stark an. Während nur etwa 2 % der Siebzigjährigen betroffen sind, leidet mehr als jeder Vierte Neunzigjährige an einer Demenz. Weitere Risikofaktoren sind eine familiäre Vorbelastung, Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes, gestörter Fettstoffwechsel und Rauchen.

Eine gesunde, aktive Lebensführung ist ein wichtiger Baustein, um einer Demenz vorzubeugen. Dazu gehören eine ausgewogene Ernährung, Bewegung, soziale Kontakte und kognitives Gedächtnistraining.

Symptome und Verlauf

Jede Demenzform hat ihre eigene Entwicklung und Ausprägung, jede Krankheit ihren eigenen Verlauf. Dennoch gibt es übereinstimmende Merkmale.

Frühes Stadium der Erkrankung

  • Vergesslichkeit (insbesondere das Kurzzeitgedächtnis ist betroffen)
  • Interessensverlust
  • Rückzug aus dem sozialen Umfeld
  • erste Schwierigkeiten in der Bewältigung des Alltags

Im frühen Stadium der Erkrankung fallen zunehmende Vergesslichkeit, Merkfähigkeits- und Denkstörungen, sowie beginnende Orientierungsprobleme auf. Die Betroffenen sind zunehmend interesselos und neigen dazu, soziale Kontakte zu vernachlässigen.

Moderates Stadium der Erkrankung

  • steigende Vergesslichkeit (Langzeitgedächtnis ist betroffen): Kindheitserinnerungen verblassen, Namen werden vergessen, Personen werden nicht mehr erkannt
  • Orientierungslosigkeit (Zeit und Raum)
  • Wortfindungsstörungen
  • Verlangsamung des Denkvermögens
  • Bewegungsstörungen

Im weiteren Verlauf verschärfen sich die anfänglichen Symptome, neue treten hinzu. Sprachschwierigkeiten, motorische Unruhe, Beeinträchtigungen des Langzeitgedächtnisses, Störungen des Tag- und Nachtrhythmus, Wahrnehmungsstörungen und Persönlichkeitsveränderungen erschweren den Alltag. Der Patient ist zunehmend auf Hilfe bei alltäglichen Verrichtungen angewiesen.

Im Verlauf der Erkrankung kann es zu Bewegungseinschränkungen kommen
Im Verlauf der Erkrankung kann es zu Bewegungseinschränkungen kommen

Spätes Stadium der Erkrankung

  • Alltagsbewältigung ist nicht mehr möglich (Ankleiden, Körperpflege, Mahlzeiten)
  • Immobilität
  • emotionaler Kontrollverlust: der Betroffene reagiert gereizt oder aggressiv

Im späten Krankheitsstadium benötigen Demenzkranke Unterstützung in allen Lebensbereichen, oftmals auch rund um die Uhr. Viele Betroffene sind bettlägerig, leiden unter Harn- und Stuhlinkontinenz, können sich verbal nicht mehr verständigen und haben Kau- und Schluckprobleme. In dieser letzten Phase treten aufgrund der geschwächten Abwehrsituation vermehrt Infektionen oder Atemwegserkrankungen wie Pneumonien auf, die häufig zum Tod führen.

Behandlungsmöglichkeiten

Primäre (und oft auch sekundäre) Demenzerkrankungen sind nicht heilbar, ihr Verlauf kann jedoch verzögert und Symptome und eventuelle Begleiterkrankungen können gemildert und verbessert werden.
Die Therapie von Demenzerkrankungen sollte sowohl eine medikamentöse Behandlung des Patienten als auch psychosoziale Interventionen für Betroffene und Angehörige enthalten. Der
Behandlungsplan wird aufgrund variabler Symptom- und Problemkonstellationen individualisiert erstellt und muss kontinuierlich an den fortschreitenden Schweregrad der Erkrankung angepasst werden.

Insbesondere für pflegende Angehörige entsteht ebenfalls eine hohe emotionale und körperliche Belastung. Hier können Schulungen und Trainings zum Umgang mit dementen Patienten und zum Erlernen von Bewältigungsstrategien hilfreich sein. Hauptziel aller Maßnahmen ist, die Lebensqualität der Patienten und ihrer Angehörigen über einen möglichst langen Zeitraum bestmöglich zu erhalten.

Medikamentöse Therapie

Abhängig von der Ursache der dementiellen Erkrankung kommen unterschiedliche Wirkstoffe zum Einsatz. Antidementiva werden verwendet, um den Krankheitsverlauf zu verzögern und dem Verlust der kognitiven Fähigkeiten entgegenzuwirken. Begleitsymptome/-erkrankungen wie Verhaltens- und Angststörungen sowie Depressionen werden mit Neuroleptika und Antidepressiva therapiert.

Nichtmedikamentöse Behandlung

Mit nichtmedikamentösen Therapien wird parallel zur pharmakologischen Behandlung das Ziel verfolgt, die Progredienz der Erkrankung zu verlangsamen und so die Autonomie der Patienten möglichst lange zu erhalten. Die vorhandenen Ressourcen sollen gefördert und die alltagspraktischen Fähigkeiten gestärkt werden.

Welche ergänzende Behandlungsmethode eingesetzt wird, hängt von der Demenzform und vom Stadium der Erkrankung ab. Eine sensible Auswahl verhindert, dass der demenzkranke Mensch überfordert wird.

Unter anderem werden folgende Therapien angeboten:

  • Kognitive Therapie (Aktivierung von Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Sprache etc., Förderung der Orientierung)
  • Ergotherapie (Verbesserung und Erhalt alltagspraktischer Fähigkeiten)
  • Bewegungstherapien (Verbesserung von Beweglichkeit und Balance)
  • Künstlerische Therapien (Musik-, Kunst- und Tanztherapie)
  • Sensorische Verfahren (Aromatherapie, Massagen, Snoezelen)
  • Angehörigentraining (Verhaltensmanagement, Stressbewältigung)

 

1Dt. Alzheimer Gesellschaft, Informationsblatt 1, Häufigkeit von Demenzerkrankungen, Stand: August 2022.

Inhaltsverzeichnis