Zuletzt aktualisiert am 20. Dezember 2021

Therapieoptionen bei Morbus Parkinson

Parkinson ist bis heute leider nicht heil-, aber gut behandelbar. Mit einer adäquaten Therapie kann der Krankheitsverlauf verzögert und so dem Betroffenen so lange wie möglich seine Selbstständigkeit erhalten und damit Lebensqualität geschenkt werden. Es gibt verschiedene Medikamente, chirurgische und unterstützende nichtmedikamentöse Verfahren, die heute zur Behandlung eingesetzt werden.

Medikamentöse Therapien

In der medikamentösen Parkinson-Therapie werden meist unterschiedliche Wirkstoffe miteinander kombiniert. Sie alle zielen vor allem darauf ab, den durch die Krankheit hervorgerufenen Mangel des Botenstoffes Dopamin im Gehirn auszugleichen und dadurch die Symptome der Erkrankung und ihre Begleiterscheinungen zu unterdrücken.

Folgende Wirkstoffe werden bevorzugt eingesetzt:

L-Dopa / Levodopa

L-Dopa (kurz für Levodopa) ist eine Standardsubstanz in der Parkinson-Therapie. L-Dopa ist eine Vorstufe des körpereigenen Botenstoffs Dopamin und kann im Gehirn zu Dopamin umgewandelt werden. Durch die externe Zuführung von L-Dopa kann der krankheitsinduzierte Dopamin-Mangel im Gehirn ausgeglichen werden.

Decarboxylase-Hemmer

L-Dopa wird oft mit einem Decarboxylase-Hemmer kombiniert, da sonst ein Großteil des zugeführten Wirkstoffs bereits außerhalb des Gehirns von dem Enzym Decarboxylase abgebaut wird. Der   Enzymhemmer verhindert den vorzeitigen Abbau, wodurch geringere L-Dopa-Dosen benötigt werden und das Nebenwirkungsrisiko gesenkt wird.

Dopamin-Agonisten

Diese ahmen die Wirkung des Dopamins im Gehirn nach und gleichen so den eigentlichen Mangel aus. Sie werden häufig mit L-Dopa-Präparaten kombiniert.

MAO-B-Hemmer

Das Enzym Monoamiooxidase blockiert den Dopamin-Abbau im Gehirn, wodurch mehr Dopamin zur Verfügung steht.

COMT-Hemmer

Ähnlich wie die Decarboxylase-Hemmer bremsen sie den L-Dopa-Abbau im Körper. Dadurch wird die Wirkdauer von L-Dopa verlängert.

Glutamat-Antagonisten und Anticholinergika

Beim gesunden Menschen ist das Verhältnis der Botenstoffe Dopamin, Acetylcholin und Glutamat im Gehirn ausgeglichen. Durch den Dopamin-Mangel erhöht sich der relative Anteil der anderen Botenstoffe, was zu den für Parkinson typischen Bewegungseinschränkungen führt. Glutamat-Antagonisten bzw. Anticholinergika bringen das Zusammenspiel der Botenstoffe wieder ins Gleichgewicht.

Hinweis: Aufgrund ihrer Nebenwirkungen werden Anticholinergika mittlerweile nur noch selten eingesetzt.
 

Exkurs

Wahnvorstellungen und Impulskontrollstörungen bei Morbus Parkinson

Die Ursachen von Wahnvorstellungen oder Impulskontrollstörungen sind sehr vielfältig, zum Teil liegt eine genetische Disposition zugrunde. Die Einnahme von L-Dopa oder Dopamin-Agonisten kann unter Umständen die Entstehung dieser Störungen begünstigen. Für Betroffene und deren Angehörige ist dies, zusätzlich zur Erkrankung selbst, eine ungeheure Belastung. Ausführliche Informationen und wichtige Hilfestellungen zu diesem Thema finden Betroffene z. B.  bei der Deutschen Parkinson-Gesellschaft e. V.

 

Chirurgische Therapieoptionen

Mit der Zeit lässt bei vielen Betroffenen die Effektivität der medikamentösen Therapie nach oder Nebenwirkungen verschlimmern sich derart, dass andere Behandlungsmethoden in Betracht gezogen werden müssen.

Pumpentherapie1

Levodopa-Pumpe: Um eine kontinuierliche Abgabe des Wirkstoffes zu erreichen, wird durch die Bauchdecke hindurch ein dauerhafter Zugang zum Dünndarm geschaffen. Mit Hilfe der Levodopa-Pumpe wird dann - kontinuierlich oder als Bolus (Einmalgabe) - L-Dopa direkt in den Darm abgegeben. Hierdurch wird die Magen-Passage umgangen und ein gleichmäßigerer Wirkspiegel erzielt.

Apomorphin-Pumpe: Bei diesem Pumpensystem wird der Wirkstoff mit Hilfe eines Schlauchs direkt unter die Haut abgegeben. Auch hier wird die Magenpassage umgangen, um eine gleichbleibende Wirkstoffkonzentration zu erreichen. Die Therapie kommt vor allem für Patienten mit ausgeprägten Bewegungsstörungen in Betracht.

Tiefe Hirnstimulation

Nach derzeitigem Forschungsstand werden Parkinson-Symptome vor allem durch eine krankhaft veränderte Zellaktivität in einigen wenigen, konkret umschriebenen Hirnarealen ausgelöst. Bei der tiefen Hirnstimulation werden operativ Elektroden ins Gehirn eingebracht, um so die Hirnaktivität in den erkrankten Hirnarealen zu regulieren.2

Spezielle Heilmitteltherapien

LSVT-LOUD und LSVT-BIG Therapie

Eine neuere Form der aktivierenden Therapie ist das sog. Lee Silverman Voice Treatment (LSVT-LOUD). Bei diesem therapeutischen Verfahren sollen durch intensives Training die Sprechlautstärke und Verständlichkeit des Patienten verbessert werden.
Ein daraus abgeleiteter physiotherapeutischer Ansatz ist die LSVT-BIG-Therapie, welche Gang- und Gleichgewichtsstörungen des Betroffenen verbessern soll. Schwerpunkt des LSVT-BIG-Trainings ist das Einüben großräumiger Bewegungen. Durch intensives Training werden noch vorhandene Bewegungspotentiale des Patienten aktiviert und ausgebaut.

Kostenübernahme

Die LSVT-LOUD-Therapie ist ein anerkanntes logopädisches Heilmittel und daher bei ärztlicher Verordnung erstattungsfähig. Beim LSVT-BIG-Training, welches noch keinen Eingang in den Heilmittelkatalog der Krankenkassen gefunden hat, müssen die Kosten in der Regel vom Patienten selbst getragen werden.

 

1Quelle: Prof. Dr. med. Rejko Krüger, Neurologie mit Schwerpunkt Neurodegenerative Erkrankungen, Hertie-Institut für Klinische Hirnforschung, Universität Tübingen, 8. Tübinger Infotag, Parkinson-Behandlung 2012

Quelle: Prof. Dr. Jens Volkmann, Direktor der Neurologischen Klinik und Poliklinik, Würzburg. Abzurufen unter: http://www.parkinson-web.de/content/behandlung/neurochirurgische_therapie/tiefe_hirnstimulation/index_ger.html

Quelle: https://www.jung-parkinson.de/2015/03/13/lsvt-big/                                   

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