Zuletzt aktualisiert am 24. Oktober 2022

Tiergestützte Therapie

Die positive Wirkung von Tieren auf erkrankte Menschen wurde schon im 9. Jahrhundert festgestellt und ist bis heute unumstritten. Aktuelle Studienergebnisse belegen, dass das Zusammenleben von Tier und Mensch gesundheitsfördernd ist und sowohl auf körperliche, als auch auf psychische Beeinträchtigungen einen positiven Einfluss hat. In diesem Kontext findet die tiergestützte Therapie ein zunehmendes Interesse in den Medien und der Öffentlichkeit.

Die Einbindung von Tieren in die soziale, pädagogische, psychologische und therapeutische Arbeit erfolgt noch nicht flächendeckend, wird aber bei einigen Krankheitsbildern wie beispielsweise der Demenzerkrankung oder bei Kindern mit viel Erfolg angewandt.

Tiergestützte Therapie bei Kindern

Kinder mit einer körperlichen und/oder geistigen Behinderung unterscheiden sich in ihrem Erleben und Verhalten zum Teil deutlich von gesunden Kindern. Erfahrungswerte haben gezeigt, dass häufig mit einer ergänzenden tiergestützten Therapie gelingt, was alleine mit herkömmlichen Therapien nicht in gleicher Weise erreicht werden kann.

Der tierische Co-Therapeut ist unvoreingenommen, authentisch, empathisch und hat keine Erwartungen an den kindlichen Patienten. Diese Eigenschaften ebnen den Zugang zum kranken Kind und ermöglichen Verbesserungen in folgenden Bereichen:

  • Stimmung
  • Wahrnehmung
  • Kommunikation
  • Linderung von Angst
  • Aufbau von Selbstsicherheit
  • Unterstützung der Vertrauensbildung
  • Minderung von körperlicher und psychischer Anspannung
  • Verbesserung der sozialen Fähigkeiten
  • Steigerung der Motivation

In der Praxis kommen verschiedene Tierarten wie beispielsweise Hunde, Esel, Lamas, oder Pferde zum Einsatz. Diese unterscheiden sich von anderen Tierarten durch spezifische Eigenschaften. Im Besonderen müssen die Tiere eine gute physische Konstitution haben, sozialisiert sein und von ihrer charakterlichen Veranlagung und Ausbildung her mit kranken und behinderten Menschen umgehen können.

Die therapeutische Arbeit mit Pferden, die sogenannte Hippotherapie ist in Deutschland die bekannteste tiergestützte Therapie. Im Besonderen eignet sich Hippotherapie bei Erkrankungen des zentralen Nervensystems oder des Muskel-Skelettapparates, da sie positive Auswirkungen auf die Muskelspannungsregulation, auf das Gleichgewicht und die Aufrichtung hat.

Wichtig: Bei Kindern, die unter epileptischen Anfällen leiden, ist Hippotherapie nur bedingt geeignet. Liegt eine nicht ausreichend medikamentös eingestellte Epilepsie mit Grand Mal Anfällen vor, kommt die therapeutische Arbeit mit Pferden nicht infrage.

Die Bezeichnung „tiergestützte Therapie“ ist nicht geschützt. Daher sollte bei der Suche nach einem geeigneten Therapeuten bzw. einer Einrichtung auf die Qualifikation des Anbieters geachtet werden. Diese sollten eine medizinische, pflegerische, heilmedizinische oder pädagogische Ausbildung sowie eine Zusatzqualifikation zur Fachkraft für tiergestützte Therapie und Pädagogik nachweisen können. Ferner sollte die Ausbildung der Tiere nur mit tiergerechten Methoden erfolgen, die Vorgaben des Tierschutzgesetzes und die Bedürfnisse der Tiere beachtet und die physische und psychische Belastbarkeit des Tieres berücksichtigt werden.

Kostenbeteiligung bzw. -übernahme

Trotz erwiesener positiver Resultate beteiligen sich die Kostenträger in der Regel nicht an den Aufwendungen.

In Einzelfällen kann bei körperlich, geistig oder seelisch beeinträchtigten Kindern eine Kostenbeteiligung über die Pflegekasse (Verhinderungspflege, niedrigschwelliges Betreuungsangebot), das Jugendamt (Hilfe zur Erziehung) oder den Sozialhilfeträger (Leistungen zur Eingliederungshilfe) erwirkt werden.

Haben Betroffene eine Verordnung zur Physio- Psycho- oder Ergotherapie und arbeitet der jeweilige Therapeut mit einem Tier als Co-Therapeut kann dieser, sofern er eine Sondergenehmigung der Krankenkassen hat, einen erhöhten Kostensatz abrechnen.

 

 

 

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