Zuletzt aktualisiert am 20. Dezember 2021

Verhaltensempfehlungen bei Depression für Angehörige

Eine Depression belastet nicht nur den Betroffenen, sondern auch die Menschen in seiner Umgebung, insbesondere die nahen Angehörigen.

Es ist oft nicht leicht, mit dem Erkrankten zu leben und richtig mit ihm umzugehen. Man möchte gerne helfen, weiß aber nicht wie. Schnell gesellen sich zur Hilflosigkeit auch Schuldgefühle, Überlastung und Ärger über den Erkrankten.

Wie können Angehörige Menschen mit depressiver Erkrankung unterstützen?

  • die Depression als Erkrankung akzeptieren und ärztlichen Rat einholen
    Angehörige sollten die Depression als ernst zu nehmende Erkrankung akzeptieren.
    Viele Betroffene glauben nicht, dass ihnen jemand helfen kann, oder fühlen sich nicht in der Lage, sich professionelle Hilfe zu suchen. Angehörige können hier die Initiative ergreifen und dabei unterstützen, einen Arzt aufzusuchen.
     
  • sich informieren
    Angehörigen, die über die Erkrankung informiert sind, gelingt es besser, Verständnis für die Situation und die Gefühle des Betroffenen aufzubringen. Hintergrundwissen hilft dabei, keine falschen Erwartungen zu entwickeln, sich angemessen zu verhalten sowie Zurückweisungen und Aggressionen nicht persönlich zu nehmen.
     
  • geduldig bleiben
    Menschen mit depressiven Erkrankungen sind oft traurig und verzweifelt; sie ziehen sich häufig von der Umwelt, auch von den engsten Freunden und Angehörigen, zurück. Sie sollten Geduld haben, Gesprächsbereitschaft signalisieren, die Gefühle des Patienten ernstnehmen und ihn daran erinnern, dass Depression eine behandelbare Krankheit ist. Keinesfalls sollten sie sich selbst von dem Erkrankten abwenden.
     
  • auf die Wortwahl achten
    Unwissen, Hilflosigkeit und Ungeduld verleiten Angehörige und Freunde oftmals zu gut ge­meinten, aber nutzlosen und sogar schädlichen Ratschlägen wie „Kopf hoch“, „Ist doch nicht so schlimm“, „Reiß dich mal zusammen“ oder „Lach doch mal“. Doch depressive Patienten können das nicht erfüllen und fühlen sich unter Umständen in ihren Schuldgefühlen ver­stärkt. Angehörige sollten stattdessen konstruktiv argumentieren und immer wieder daran erinnern, dass eine Depression eine behandelbare Erkrankung ist, die nichts mit Willens­schwäche zu tun hat.
     
  • keine wichtigen Entscheidungen treffen
    Depressive Erkrankungen können die Sicht auf die Welt und die Einschätzung von Situ­ationen verzerren. Familie und Freunde sollten daher darauf achten, dass der Betroffene wichtige Entscheidungen möglichst erst nach überstandener Erkrankung trifft.
     
  • Motivieren – ohne zu überfordern
    Angehörige können Menschen mit depressiver Erkrankung dabei unterstützen, den Alltag zu bewältigen, dürfen ihnen aber nicht dauerhaft alle Aufgaben abnehmen. Sie sollten auf eine tägliche Routine achten, den Betroffenen zu kleinen Aktivitäten ermuntern und seinen Blick auf Erfolgserlebnisse richten. Gleichzeitig darf er nicht unter Druck gesetzt werden, indem zu viel von ihm gefordert wird oder der Angehörige auf seine eigenen Bedürfnisse aufmerksam macht.
     
  • Auf das eigene Wohlergehen achten
    Helfende sollten sich nicht überfordern. Sie müssen ihre Grenzen achten und weiter ihren eigenen Interessen nachgehen. Der Austausch mit Freunden und Familie über die eigenen Gefühle ist sehr wichtig. Zudem kann es hilfreich sein, eine Selbsthilfegruppe für Angehöri­ge aufzusuchen oder andere Unterstützungsangebote zu nutzen.
     
  • Kinder des Patienten über die Erkrankung aufklären
    Sofern das Miteinander beeinträchtigt ist, sollten die Kinder des Patienten über die Erkran­kung aufgeklärt werden. Auch kleine Kinder können verstehen, dass ein Elternteil krank ist und sich deshalb nicht wie gewohnt verhält.
     
  • Suizidgedanken immer ernst nehmen
    Äußert der Erkrankte Selbstmordgedanken, gilt es, diese unbedingt ernst zu nehmen und ärztliche Hilfe einzuholen.


 

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