Zuletzt aktualisiert am 10. Mai 2023
Wohnformen für Demenzkranke
Bei einer Demenzerkrankung ist nicht zwangsläufig die Unterbringung in einer vollstationären Einrichtung nötig. Ob und wie lange der Demenzkranke zu Hause allein oder im Familienverbund leben kann, ist abhängig vom Stadium und den genauen Auswirkungen seiner Erkrankung sowie von den Ressourcen der Angehörigen.
Leben in häuslicher Umgebung mit Demenz
Demenzielle Erkrankungen treten überwiegend im höheren Lebensalter auf. Häufig leben die betroffenen Personen alleine, weil der Partner bereits verstorben ist und die Kinder das Haus verlassen haben. Meist fallen erste Unregelmäßigkeiten den Kindern, Freunden und Nachbarn auf. Wenn sich der Verdacht auf eine Demenzerkrankung bestätigt, müssen sich die Angehörigen mit der Frage auseinandersetzen, ob der Demenzkranke noch alleine in seiner Wohnung leben kann.
Soziales Netzwerk
Im Frühstadium der Erkrankung kann dies mit technischen Hilfsmöglichkeiten und personeller Unterstützung gut gelingen. Ein fürsorgliches soziales Netzwerk ist nötig, damit demenzkranke Menschen möglichst lange in ihrem vertrauten Umfeld leben können. Patienten, bei denen der Medizinische Dienst (MD) eine eingeschränkte Selbstständigkeit festgestellt hat (Pflegegrad 1), können diverse Leistungen der Pflegekasse in Anspruch nehmen. Daneben gibt es eine zunehmende Anzahl an Netzwerken verschiedener Träger, die auf ehrenamtlicher Basis demenzkranke Menschen betreuen.
Informationen finden sich bei der zuständigen Pflegekasse oder bei der Gemeinde und bei den kirchlichen Trägern. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft ist im gesamten Bundesgebiet mit zahlreichen Geschäftsstellen vertreten. Die Mitarbeiter können beraten und lokale Ansprechpartner nennen. Nähere Informationen unter: www.deutsche-alzheimer.de/
Häusliche Gefahrenquelle identifizieren
Demenzkranke, die an einem zunehmenden Verlust ihrer Alltagsfähigkeiten leiden, müssen in ihrem Wohnumfeld besonders geschützt werden. In jedem Haushalt gibt es eine Vielzahl möglicher Gefahrenherde, die identifiziert werden müssen. Um einen möglichen Missbrauch zu vermeiden, sollten z. B. alle Reinigungsmittel aus der Wohnung entfernt werden. Häufig bewegen sich alte Menschen, insbesondere Menschen mit Wahrnehmungsstörungen, unsicher und neigen zu Stürzen. Deshalb sollten alle Sturzfallen (lose Teppichvorleger, große Türschwellen etc.) beseitigt werden. Da offenes Schuhwerk ebenfalls häufig verantwortlich für Stürze ist, sollte der Demenzkranke nur geschlossene Schuhe tragen.
Es gibt verschiedene Produkte, die den Alltag für Demenzkranke erleichtern, z. B:
Technische Hilfen zur Vermeidung von Gefahren
- Hausnotrufgeräte
- Herdsicherung
- elektrische Geräte mit Zeitschaltuhren
- Rauchmelder, die mit einem Hausnotrufgerät kombiniert sind
- Steckdosensicherungen
- Elektrogeräte mit automatischer Abschaltvorrichtung
- Wasserhähne mit Temperaturbegrenzung
- Türalarmmelder
- Wasserhähne mit Bewegungsmelder
Hilfen zur Verbesserung der Wahrnehmung und Orientierung
- Nachtlichter
- gute Beleuchtung in allen Räumen
- Beschriftung von Räumen und Schränken
Bestimmte Hilfsmittel können bezuschusst werden; hierbei informiert und unterstützt die zuständige Pflegekasse des Demenzkranken. U.a. können Demenzkranke mit einer Pflegeeinstufung für Wohnumbaumaßnahmen, die der Verbesserung ihrer Sicherheit oder Orientierung dienen und damit eine selbständige Lebensführung ermöglichen, Unterstützungsleistungen erhalten (siehe auch: Wohnumfeldverbessernde Maßnahmen).
Alternative Wohnformen
Für Demenzkranke, die aufgrund ihrer zunehmenden Einschränkungen nicht mehr alleine zu Hause leben können, gibt es nicht nur die Möglichkeit ins Pflegeheim zu ziehen. Wohngemeinschaften für Demenzkranke und betreutes Wohnen stellen alternative Wohnformen dar.
Wohngemeinschaften für Demenzkranke
Entsprechend der Zunahme der Demenzerkrankungen wächst auch das Angebot an Wohngemeinschaften für diese Personengruppe. Für viele Betroffene und deren Angehörige stellt diese Art des familiären Wohnens einen idealen Kompromiss zwischen "Nicht mehr zu Hause leben können" und "Einzug ins Pflegeheim" dar.
Meist besteht eine Wohngemeinschaft aus einer Gruppe von 6 bis 12 demenzkranken Menschen. Diese teilen sich Nutz- und Aufenthaltsräume einer Wohnung. Jeder Bewohner hat einen eigenen Wohn- und Schlafbereich, der individuell gestaltet werden kann.
Die Pflege, soziale Betreuung und Tagesstrukturierung übernimmt in der Regel ein ambulanter Pflegedienst. Angedacht und auch gewünscht ist die enge Einbindung der Angehörigen.
Eine finanzielle Unterstützung dieser alternativen Wohnform ist durch die jeweilige Pflegekasse möglich (siehe auch: Alternative Wohnformen für pflegebedürftige Menschen.)
Betreutes Wohnen
In der Regel bietet das Leben in einer betreuten Wohnanlage den Vorteil, dass der gesamte Zugangs- und Wohnbereich barrierefrei und auf Handicaps eingerichtet ist. Die Wohnungen sind mit Hausnotrufanlagen ausgestattet und an eine örtliche Sozialstation angebunden. Diese übernimmt bei Bedarf die pflegerische Versorgung und bietet Unterstützung im hauswirtschaftlichen Bereich.

Für Menschen mit körperlichen Einschränkungen stellt diese Art des Wohnens eine gute Alternative zum Pflegeheim dar. Für Demenzkranke sind dagegen nur Einrichtungen geeignet,
die gezielt diese Personengruppe ansprechen und weitere Leistungen wie Tagespflege, Betreuungsgruppen oder Betreuung durch Ehrenamtliche anbieten.